The Window - Staffel 1

The Window - Staffel 1

Originaltitel: The Window
Genre: Krimi • Thriller • Sport
Regie: Adrian Shergold • Claudia Garde • Pieter Van Hees
Hauptdarsteller: Christina Cole • Lynn Van Royen • Tommy Bastow
Laufzeit: DVD (463 Min)
Label: Edel Motion
FSK 16

The Window - Staffel 1   09.09.2023 von Beef Supreme

Dass der Profi-Fußball nicht mehr viel mit dem Spaß am runden Leder im eckigen Aluminium zu tun hat, ist nicht erst seit Blatter und Infantino bekannt. Geld und Macht sind das Öl in einer riesigen Sportmaschinerie, die horrende Transfersummen und fragwürdige Deals zutage fördert. Diesem Thema widmet sich die deutsch-japanische Koproduktion The Window. Schauen wir mal, ob eine Fußball-Serie ohne Sport, dafür mit viel Korruption und Intrigen funktioniert.

 

Inhalt

 

Jordan Burdett ist der neue Stern am Fußballhimmel. Kicken kann der 17-Jährige Goldfuß, doch vom Business hat er keine Ahnung. Diesen Part übernimmt sein älterer Bruder Kieran, der sich durch den Dschungel von Angeboten und schmieriger Feilscherei zu hacken versucht. Es dauert nicht lange, bis auch Sceptre, eine große Managementfirma auf Jordan aufmerksam wird und die naive Gelddruckmaschine unter ihre Fittiche nehmen will. Sceptre setzt mit Romulus ihren rücksichtslosen Bluthund auf Jordan an, und es dauert nicht lange, bis der Jungstar ersten Kontakt mit den dreckigen Seiten des Fußballbusiness konfrontiert wird. Fußball ist weit mehr, als nur über perfekt getrimmten Rasen joggen und Tore schießen, das lernt der behütete Jungstar auf die harte Tour, während um ihn herum der Sumpf aus Korruption, Geldschieberei und Intrigen immer tiefer wird und ihm Kieran immer weniger helfen kann. Dabei ist Jordan trotz all seines Talents nur ein kleines Rädchen in Spiel um Einfluss und Geld, das der gerissene Geschäftsmann Jae-Yeon Cho, die ambitionierte Harriet Sarratova und noch viele weitere zwielichtige Gestalten für sich entscheiden wollen. Für Fußball und Träume bleibt in der englischen Liga kein Platz.

 

Der obige Abschnitt beschreibt in etwa die erste von zehn Folgen aus der ersten Staffel The Window. Schon ab der zweiten Folge schlägt die Serie jedoch eine andere Richtung ein und der vermeintliche Hauptcharakter Jordan rückt in den Hintergrund. Beinahe so weit, dass er in Vergessenheit zu geraten droht. Das namensgebende Window beschreibt nämlich das Transferfenster in der englischen Liga, bei dem sich alle Beteiligten einen goldenen Kickschuh verdienen wollen. Durch neue Spieler, neue Marketingdeals, neue Senderechte und so weiter. Die Serie dreht sich dadurch hauptsächlich um die Machenschaften der Fußballfunktionäre und die parasitären Anhängsel, die ein gewinnversprechendes Geschäftsfeld mit sich bringt. Die mehrfach erwähnten Intrigen, Machtspiele und Gier stehen hier im Vordergrund, was sich darin äußert, dass man in einer Serie über Fußball kein einziges Spiel oder Ausschnitte davon sieht. Das passt zwar zur grundsätzlichen Aussage der Serie, es dreht sich alles nur ums Geld, doch ist auch bezeichnend für das Grundproblem, das The Window hat. Es fehlt der ersten Staffel an Fokus. In regelmäßigen Abständen werden neue Sub-Plots eröffnet, ohne die bisherigen Themen aufzulösen. Das ist grundsätzlich kein Problem, in der Theorie hält das die Spannung hoch und motiviert zum Weiterschauen. The Window vergisst allerdings gerne über längere Zeiträume, worum es eigentlich geht und füllt die Zeit mit Inhalten, die die übergreifende Handlung kaum voran bringt. Beinahe scheint es, als hätten die Autoren irgendwie die 10 Folgen füllen müssen und ihnen ist nichts eingefallen, das sich organisch in die Haupthandlung einbetten lässt.


Der vielbesungene Rote Faden gerät zu häufig in Vergessenheit und an manchen Stellen fühlt sich The Window fast schon wie eine Daily Soap an. Das ist schade, denn das Thema an sich ist frisch und bietet grundsätzlich das Potential, auch ohne Lückenfüller auszukommen. Leider kann die erste Staffel dieses Potential nur bedingt nutzen, da abseits der Lückenfüller auch der übergreifende Handlungsverlauf Schwächen aufweist. Hier werden archaische Gesetzgebung, Hacking, Machtspiele Chauvinismus und Familienprobleme mit vollen Händen ins Stadion geworfen und gehofft, dass bei Anpfiff was Brauchbares rauskommt. Manches funktioniert auch und kann über mehrere Folgen Spannung erzeugen, andere Themen wiederum fühlen sich aufgesetzt und unpassend an, was in Summe aber verkraftbar ist. The Window ist auch über weiter Strecken nicht uninteressant, wenn man nicht abgeneigt ist, Menschen beim aufs Handy Starren zu beobachten. Der obligatorische Plottwist im letzten Viertel raubt der Serie aber viel Glaubwürdigkeit und reißt ohne Not riesige Logiklöcher. Und zu guter Letzt soll nicht unerwähnt bleiben, dass sich The Window etwas zu oft der Gottesintervention bedient. Die wenigen scheinbar ausweglosen Situationen werden leider auffällig oft auf diese Art gelöst. Das geht wahrlich eleganter.

 

Bei den Charakteren erhält man eine gemischte Tüte. Zunächst fällt auf, dass zu Beginn, ob absichtlich oder nicht ist unbekannt, kein Sympathieträger etabliert wird. Am Anfang nerven und das ist ein schlechter Start. Das gibt sich glücklicherweise im Verlauf, aber nicht durch Charakterentwicklung, die findet nur in seltenen Fällen statt, sondern durch die stakkatoartige Einführung und Abservierung neuer und alter Charaktere. Die Menge an Leuten die hier kommt und geht kann unübersichtlich werden, wenn man nicht aufpasst. Zumal selten klar ist, wer ist jetzt wichtig, wer eher nicht. Dass  gerne ganze Subplots über eine ganze Weile ignoriert werden, hilft auch nur bedingt dabei, sich die ganzen Gesichter zu merken.
 

Die darstellerischen Fähigkeiten verhalten sich analog zu den Charakteren: gemischt. Die Darsteller von Kieran und Romulus können hier als positive Beispiele von glaubhaftem Spiel aufgeführt werden. Gerade Romulus lässt sich mit Inbrunst hassen, Top Leistung, gerne wieder. Auch kleinere Rolle werden teils äußerst kompetent besetzt, hier gilt es Liam, einen von Jordans Teamkollegen, hervorzuheben.
Leider finden sich auch durchwachsenere Leistungen, gerade Jae-Yeon, der Geschäftsmann kann nicht so recht überzeugen. Der bleibt sogar so blass, dass ich mich irgendwann gefragt habe, wer das überhaupt ist.

 

Bildergalerie von The Window - Staffel 1 (5 Bilder)

Details zur DVD

 

Die DVD-Edition der ersten Staffel kommt als 3-Disk-Edition in einem klassischen Amaray-Case ohne Schnickschnack daher. Auf der DVD selbst sind die Folgen auf Deutsch und Englisch enthalten sowie Untertitel. Die letzte Disc enthält nur 2 Folgen, dafür noch ein Making-Of. Insgesamt ist das Menü sehr schlicht gehalten und man kann entweder den kompletten Inhalt am Stück oder einzelne Episoden, die namentlich und nummeriert hinterlegt sind, anwählen.

 

Die Bildqualität geht in Ordnung, hier werden allerdings keine optischen Bäume ausgerissen. Das Bild erscheint manchmal etwas matt und farbreduziert, doch in einer Serie, die hauptsächlich aus Dialogen und Handynachrichten besteht, fällt das kaum auf, da budgetbedingt auf große, optisch eindrucksvolle Set-Pieces verzichtet wurde.

 

Bei der Übersetzung kann es den Sensibleren passieren, dass sich ihnen die Fußnägel hochrollen, weswegen ich jedem die englische Tonspur ans Ohr legen möchte. Englische Untertitel liegen bei, die sind auch zu 90% akkurat, nur vereinzelt schleichen sich Schreibfehler oder Unstimmigkeiten ein.



Cover & Bilder © Edel Motion


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Das meiste davon hat mich persönlich unberührt gelassen, aber es hat auch nicht weh getan. Etwas schade ist es um das Potential, denn das Thema wirkt abgesehen vom überragenden Ted Lasso noch unverbraucht. Und Anfangs schien es auch, als ob The Window echt was werden könnte, doch das Pacing wurde mit der Zeit immer fahriger, die Richtung, in die die Serie ging, immer unentschlossener. Und schlussendlich hat man sich entschieden, jede Glaubwürdigkeit mit einem bescheuerten Plottwist mit Schmackes ins Abseits zu ballern. Und was ich vom Staffelfinale halten soll, bewusst im Haupttext nicht erwähnt, weiß ich auch noch nicht. Es soll wohl irgendwie Interesse an einer zweiten Staffel wecken, der klassische Cliffhanger, doch dafür bietet das Gezeigte zu wenig Fleisch. Trotz der ganzen Subplots, von denen die meisten dann doch entweder aufgelöst oder komplett ignoriert wurden, sehe ich nicht genug, das mich nach einer zweiten Saison betteln lassen würde. The Window Staffel 1, ein netter Zeitvertreib, aber leider nicht mehr.


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